Thomas hatte sich so auf den Weihnachtsurlaub mit seiner Familie gefreut. Ein Jahr voller Arbeit und Verpflichtungen lag hinter ihm, und er sehnte sich nach einer Auszeit mit seiner Familie – irgendwo in der Sonne, fernab vom grauen Winter und dem alltäglichen Stress. Doch je näher die Feiertage rückten, desto mehr wurde ihm bewusst, dass sein Vater seit dem Tod seiner Mutter viel Zeit alleine verbringt. Zwar kommt sein Vater im Alltag noch gut zurecht, doch Thomas merkt, dass er zunehmend soziale Kontakte und ab und zu Unterstützung bei alltäglichen Dingen braucht.
Soll Thomas wirklich mit seiner Familie verreisen, während sein Vater die Feiertage alleine verbringt? Das schlechte Gewissen nagt an ihm, denn gerade zu Weihnachten ist die familiäre Nähe wichtig. Gleichzeitig weiss Thomas, wie nötig er selbst die Pause hat, um sich zu erholen und im neuen Jahr wieder mit Energie für alle da sein zu können. Dieses Dilemma kennen viele Angehörige: Die Sorge um die Liebsten und das Bedürfnis, auf die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu achten, stehen oft in einem Spannungsfeld.
Thomas sucht nach Entlastungsangeboten, die seinem Vater genau die Unterstützung bieten können, die er jetzt braucht. Verschiedene Organisationen bieten Möglichkeiten für Senioren: innen, die Gesellschaft suchen und Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben schätzen. Als Thomas ihm verschiedene Angebote vorschlägt, reagiert sein Vater zunächst ablehnend. Mit einem nachdenklichen Blick schüttelt er den Kopf und äussert Bedenken, dass er Thomas zur Last falle. Diese Gedanken plagen ihn schon seit einiger Zeit, und es ist offensichtlich, dass er sich mit dem Gefühl des Mangels auseinandersetzt. Die Worte kommen ihm schwer über die Lippen, und Thomas spürt den inneren Kampf seines Vaters. Zudem gesteht dieser, dass er sich oft einsam fühle, besonders seitdem seine sozialen Kontakte abgenommen haben. Diese Offenheit berührt Thomas und er erkennt, wie wichtig es ist, das Gespräch fortzusetzen, um die Ängste seines Vaters ernst zu nehmen und gleichzeitig mögliche Lösungen aufzuzeigen.
Es ist ganz normal, sich zwischen Verantwortung und Selbstfürsorge hin- und hergerissen zu fühlen. Gerade an Weihnachten sind die Erwartungen an gemeinsame Zeit oft besonders hoch. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass es nichts mit Egoismus zu tun hat, sich eine Auszeit zu gönnen. Im Gegenteil: Wer regelmässig für andere da ist, benötigt auch eigene Momente der Erholung. Thomas spricht oft mit seiner Ehefrau über seine Bedenken, was ihm hilft, sein Unbehagen offen anzusprechen und die Entscheidung, Unterstützung zu organisieren, bewusster zu treffen.
Am Ende entscheidet sich Thomas, die Ferienpläne beizubehalten und sein Vater hat sich für verschiedene Aktivierungsangebote sowie ein Senioren: innen- Weihnachtsessen angemeldet. Für Notfälle konnte Thomas bei einer örtlichen Spitex eine Vereinbarung treffen, dass sein Vater sich jederzeit bei ihnen melden könnte. So kann er etwas beruhigter verreisen, in dem Wissen, dass sein Vater in guter Gesellschaft ist. Auch sein Vater fühlt sich erleichtert, dass sein Sohn sich eine Auszeit nimmt, und auch sein Missmut gegenüber den Angeboten ist verschwunden. Während der Aktivitäten trifft er auf eine Frau, die in einer ähnlichen Lebenssituation ist, und die beiden kommen schnell ins Gespräch. Sie tauschen Erfahrungen aus und freuen sich über die Gesellschaft. Die Entscheidung, Entlastungsangebote zu nutzen, schafft für Thomas und seinen Vater eine ausgewogene Balance zwischen Verantwortung und Selbstfürsorge. Besonders für Angehörige, die häufig viel Rücksicht nehmen, können solche Angebote eine echte Erleichterung sein – und die Feiertage für beide Seiten entspannter und erfüllter gestalten.