Niemanden allein lassen

Immer wieder ertappe ich mich selbst dabei: Der Alltag saust Woche für Woche an mir vorbei. Plötzlich stehen schon wieder die Adventszeit und auch gleich Weihnachten vor der Tür. Dabei wollte ich mir doch mehr Zeit nehmen für mein Umfeld. Zum Beispiel für meine Single-Freundin, die um die Ecke wohnt oder für meine Patentante im Pflegeheim. Sei es als Kind oder Erwachsene, oft zählen Begegnungen, gemeinsame Erlebnisse, sich Zeit füreinander nehmen viel mehr als alles andere.

Robin, die liebenswürdige Weihnachtsdrohne von Migros macht’s vor. Sie liefert nämlich nicht nur Einkäufe aus, sondern sorgt auch dafür, dass niemand allein bleibt.
Zur Geschichte: Robin erspäht bei seiner Tour eine alte Frau in ihrer Wohnung, die um ihren verstorbenen Mann trauert. Kurzerhand bringt Robin die Einkäufstüten mit den Newborn-Babywindeln vor die Haustüre der alleinstehenden Frau und klingelt. Diese wundert sich, macht sich dann aber auf den Weg durch den Schnee. Als sie die Taschen vor den Eingang der Nachbarsfamilie stellt, erleuchtet Robin die Szene mit seinem Scheinwerfer und die Familie im Haus wird aufmerksam. Herzlich bitten die Mutter und die Kinder die alte Frau in Haus. Sie verbringen einen gemütlichen Abend zusammen in der warmen Weihnachts-Stube. Zum ersten Mal lacht die alte Frau wieder und fühlt sich nicht mehr so einsam.

Als Einzelkind war auch ich oft allein. Drohnen wie Robin gab es damals noch nicht wirklich. Dafür hatte ich meinen Grossvater, der sich liebevoll um mich kümmerte. Als einziges Familienmitglied durfte ich mit ihm zusammen an seinem Reissbrett im Atelier sitzen und dort alle seine Stifte zum Malen und Zeichnen benutzen. Opa war Grafiker und Zeichenlehrer. Er hat sich oft mit mir hingesetzt, um Geschichten zu erzählen und für mich zu zeichnen. Mit gekonnten Strichen entstanden zu den Geschichten bekannte Figuren wie Max und Moritz, die böse Hexe von Hänsel und Gretel oder ein wunderbarer Schneemann im Winter. Die Stimmung im Atelier war wie pure Magie für mich: Ein grosser Dachstock aus Holz vollgestopft mit Büchern, Skizzen und Zeichnungen. Es roch nach Tabakpfeife von Opa und nach einem Gemisch aus Tinte, Papier und Ölfarben. Aber das Beste war natürlich, die gemeinsame Zeit, die ich zusammen mit Opa hatte.

Umdenken, Zeit verschenken

Erinnern wir uns nicht viel öfter an Begegnungen, an gemeinsame Erlebnisse mit Freunden oder evtl. sogar mit Unbekannten als an Materielles? Ausser vielleicht der erste Ferrari oder der glänzende Diamantring am Finger… Nein, im Ernst. Warum nicht einfach dieses Jahr «gemeinsame Zeit» verschenken? Beispielsweise jemandem der alleinerziehend ist, nicht viele Freunde hat oder wieder einmal Single geworden ist. Das diesjährige Weihnachts-Shopping fällt wegen Engpässen aus China sowieso mager aus. Und deshalb lohnt es sich doch auch einmal umzudenken.

«Sich füreinander Zeit nehmen kann jeder.»

Womöglich können nicht alle so wunderbar zeichnen wie mein Grossvater. Aber sich füreinander Zeit nehmen schon. Wie zum Beispiel beim Vorlesen einer Geschichte. Versuchen Sie’s. Das funktioniert nicht nur bei Kindern. Lesen Sie das nächste Mal Ihrem Partner, Freund oder Freundin eine Geschichte vor oder auch nur ein amüsanter oder besonders spannender Abschnitt aus dem Buch, das Sie gerade lesen. Sie werden staunen wie sich auch die Ohren von Erwachsenen spitzen, wenn die Erzählung gut ist.

Neue Begegnungen sind bereichernd

Seien Sie auch offen für neue Begegnungen. Beginnen Sie ein spontanes Gespräch mit dem Nachbar, den Sie seit fünf Jahren kennen und noch nie mehr als ein knappes «Hallo» im Treppenhaus gewechselt haben. Bestenfalls entwickelt sich daraus eine angenehme Nachbarschaft. Sie werden sehen, Zeit verschenken macht Spass und Zeit teilen erst recht. Und dabei muss niemand allein bleiben.

Download

Für die gemeinsame Zeit mit Kindern können Sie sich jetzt  eine Geschichte von «Rübis und Stübis», den beiden zipfelmützigen Zwergen aus dem Märliwald downloaden:  Rübis und Stübis’ erster Advent.   

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