Das Verständnis von Arbeit befindet sich unter dem Einfluss der Digitalisierung, dem Trend nach mehr Flexibilität und Mobilität und den Werten der Generationen Y und Z grundlegend im Wandel. Die rationale Leistungsgesellschaft des Industriezeitalters (mit Überstunden, Konkurrenzdruck und fixen Präsenzzeiten) hat sich als nicht zukunftsfähig erwiesen. Diverse New-Work-Modelle setzten sich besonders durch die Corona-Pandemie schnell durch.
Werte wie etwa Einkommenshöhe oder Status sind für die neuen Generationen weniger relevant. Für die Generationen Y und Z sind besonders Faktoren wie Sinnhaftigkeit, Gestaltungsmöglichkeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wichtige Werte, welche ein:e Arbeitgeber:in abdecken können muss.
Der Begriff Work-Life-Balance ist schon seit langem in aller Munde und gehört im HR bereits zum Standardvokabular. Bei der Work-Life-Balance werden Privatleben und Beruf ganz klar getrennt voneinander betrachtet. «Balance» ist in diesem Zusammenhang als Ausgeglichenheit zu verstehen. Kurz gesagt geht es also darum ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Privatleben und Beruf zu finden. Durch eine klarere Unterteilung zwischen Beruf und Privatleben und damit eine striktere Work-Life-Balance Trennung, erhalten Mitarbeitende das Gefühl, mehr Möglichkeiten und Kontrolle über ihr Leben zu haben. Die Mitarbeitenden sind bei einer guten Work Life Balance ausgeglichener bei der Arbeit. Ausgeglichenheit ist wichtig gegen Stress.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist es, dass Mitarbeitenden dadurch weniger Stress aufbauen und in der Folge auch weniger Krankheits- und Fehltage haben. Gerade in dieser Zeit von Fachkräftemangel und vermehrten Krankheitsausfällen aus psychischen Gründen ist dies besonders relevant.
Das Modell der Work-Life-Balance bietet unter anderem folgende Vorteile:
Während das Modell der Work-Life-Balance einige Vorteile mit sich bringt, so gibt es bei diesem Modell auch einige Nachteile:
Beim Work-Life-Blending wird im Gegensatz zu der Work-Life-Balance Privatleben und Beruf nicht getrennt, sondern vermischt. Klare Abgrenzungen und Bereiche werden aufgelöst und Beruf und Privates verschmelzen. Es werden beispielsweise Arbeiten auch in der Freizeit, abends vor dem Fernseher auf der Couch erledigt, weil gerade ein guter Gedanke im Kopf aufflimmerte. Durch diese Flexibilität bei der Arbeit, lassen sich auch durch den Tag private Termine, wie zum Beispiel ein Termin beim Automechaniker oder bei der Bank problemlos wahrnehmen.
Solange das Modell des Work-Life-Blending von Vorgesetzten gut begleitet wird, bietet es diverse Vorteile:
Das Modell des Work-Life-Blending bietet nicht nur für Mitarbeitende viele Vorteile. Denn auch Arbeitgebende können vom Modell profitieren. Ein besonderer Vorteil, dieses Modells ist es, dass auf E-Mail-Antworten nicht mehrere Tage gewartet werden muss aufgrund von Teilzeitarbeit; in der Regel melden Mitarbeitende wichtige Antworten früher zurück.
Ausserdem können Arbeitgebende damit rechnen, dass durch die erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeitenden einer hohen Fluktuationsrate entgegengewirkt werden kann. Dies kann besonders in Branchen mit einer hohen Fluktuationsrate der Mitarbeitenden sehr zeit- und ressourcenschonend wirken.
Neben den Chancen, bringt das Blending auch gewisse Risiken mit sich:
Studien belegen, dass heutzutage viele Arbeitnehmende mit dem Modell des Work-Life-Blending Probleme haben. 37% der Befragten gaben an, keine klaren Start- und Endzeiten für ihre Arbeitsaufträge und Projekte zu haben. Dies verunsichert viele Befragten so sehr, dass sie auch nach der eigentlichen Arbeitszeit nicht abschalten können.
Im Gegensatz zur Work-Life-Balance, wo Berufliches und Privates klar getrennt werden, wird durch das Work-Life-Blending-Modell Arbeit und Privatleben miteinander vermischt. Berufliche Aufgaben und Projekte verschmelzen mit der Familie und der Zeit für sich.
Das Modell des Work-Life-Blending lässt sich deutlich besser mit dem Trend nach mehr Flexibilität und Mobilität in Verbindung bringen als das Modell der Work-Life-Balance. Jedoch birgt das Work-Life-Blending deutlich weniger Kontrollmöglichkeiten der Mitarbeitenden, was wiederum leichter als bei der Work-Life-Balance zu gesundheitlichen Risiken führen könnte.
Egal ob sich das Work-Life-Blending oder die Work-Life-Balance auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen wird: Wichtig für Unternehmen ist zu beachten, dass die Arbeitswelten stets flexibel und dynamisch auf sämtliche Anforderungen anpassbar sein müssen, dass es nicht ein richtiges Modell für alle gibt und dass eine gute Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Mitarbeitenden und Führungspersonen enorm wichtig sind. Nur mit einer guten Kommunikation funktioniert die Zusammenarbeit und dies unabhängig vom Work-Life-Blending oder -Balancing.